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Artikel: Behind the scenes - die Story hinter NIRMI

Christian und Elisabeth das Team und Paar hinter NIRMI

Behind the scenes - die Story hinter NIRMI

Dürfen wir uns vorstellen? Wir sind Lisi und  Christian, Gründer*innen von NIRMI. 

Kennengelernt haben wir uns vor vielen Jahren beim Studium der Kultur-und Sozialanthropologie in Wien. Schnell merkten wir, dass uns einiges verband. Das Interesse für fremde Kulturen. Die Leidenschaft fürs Reisen. Ein Gespür für soziale Ungleichheiten und den Drang daran etwas verändern zu wollen. Die zwei wichtigsten Teammitglieder sind jedoch unsere beiden Töchter die heute 4 und 7 Jahre alt sind. Durch sie ist die Begeisterung fürs Tragen und dem naturnahen Familienleben erst so richtig entstanden.

Aus einer Reise entsteht….

2016 reisten wir mit unserer damals knapp einjährigen Tochter für zwei Monate durch Mexiko, das Geburtsland von Christian. In San Cristobal de las Casas, einer kleinen aber pulsierenden Stadt im Hochland von Chiapas, weckte etwas unsere Aufmerksamkeit: indigene Frauen, Nachkommen der Maya, die ihre Babys in selbst gewebten Tüchern auf dem Rücken trugen und dabei wunderschöne Stoffe in Form von einfachen Produkten wie Schals, Blusen oder Täschchen an Tourist*innen wie uns feilboten.



Foto: Weberin Rosa aus Aldama

Wir wollten mehr über diese Frauen und ihre Stoffe erfahren und fanden heraus, dass Weben seit über tausend Jahren eine Kulturtechnik ist, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Wir erfuhren, dass diese Weberinnen in entlegenen Dörfern im Hochland wohnten. Sie hatten viele Kinder, Gärten und Felder zu betreuen, aber keine Job- oder Einkommensmöglichkeiten. Weben war somit die einzige Möglichkeit, eigenes Geld zu verdienen, ohne ihr Heimatdorf verlassen zu müssen und in die Stadt zu gehen. Allerdings klappte es nicht so richtig mit dem Verkaufen. Entweder verkauften sie ihre Waren mit hohen Abschlägen an Zwischenhändler oder sie mussten selbst die mühsame und oft erfolglose Reise in die Stadt in Angriff nehmen, um ihre Webwaren in Märkten oder direkt an Tourist*innen zu verkaufen. 

…eine Idee.

Als Sozialwissenschaftler*innen kombinierten wir: der Schlüssel zu finanzieller Unabhängigkeit für die Frauen wäre ein besserer Zugang zum internationalen Markt. Dazu hatten wir auch gleich eine eigene Idee parat: NIRMI - handgewebte Tragetücher aus Mexiko 

Traditionell gewebtes Tragetuch aus Mexiko


Doch bevor wir ans Umsetzen denken konnten, ging es wieder zurück nach Österreich und wir wurden schnell wieder vom Alltag eingeholt und kehrten in unsere alten Jobs zurück. 

Zwei Jahre später kam unsere zweite Tochter zur Welt. Das Leben zu viert war anstrengend, unsere neugeborene Tochter forderte viel Nähe ein und wir waren froh über unsere Tragetücher und Babytragen. Die Idee mit den Tragetüchern und den Weberinnen ging uns aber nicht mehr aus dem Kopf. Wir reisten wieder für ein paar Wochen nach San Cristobal de las Casas in Chiapas. Dieses Mal waren wir vorbereitet. Wir nahmen Kontakt zu einer NGO auf, die Weberinnen mit diversen Kursen unterstützt. Sie nahmen uns mit in entlegene Orte, um die Weberinnen zu besuchen. 

 

Überall Herausforderungen

Wir erlebten hautnah in welchen Verhältnissen die Frauen lebten. Sie zeigten uns ihr einzigartiges Handwerk, die Kunst des Bauchgurtwebens. Handarbeit, bei dem ganz langsam Schuss für Schuss über Tage oder Wochen ein Stoff entsteht. Dies steht im krassen Gegensatz zur heutigen vollautomatisierten Produktionswelt, in der je mehr und je schneller eine Maschine produziert, desto billiger der Preis wird. Wir eigneten uns in dieser Zeit viel Wissen über Stoffe und Webarten an.

Doch die Idee mit den Tragetüchern kam nicht so richtig in die Gänge. Es schien so, als würden überall nur Probleme auf uns lauern:
Problem 1: Ein Tragetuch soll diagonalelastisch und stabil sein. Dazu soll es in Köperwebung gewebt werden. Frage an die Kooperative: Kennt ihr die? Antwort: „Nö...noch nie gehört!
Problem 2: Nachhaltigkeit braucht nachprüfbare Umwelt- oder Sozial- Zertifizierungen. Habt ihr die bei eurer Kooperative auch? „Ja gerne in Zukunft, wenn ihr die Kosten von mehreren tausend Euro übernehmt.“
Problem 3: Es gibt auch außerhalb Mexikos traditionelle Textilkünstlerinnen wie die Blockprinterinnen in Indien, Pedalweberinnen in Burkina Faso oder Strickerinnen in Peru  

Die Lösung

Eines Nachts kamen wir auf die Lösung unserer Probleme: NIRMI- die Tragehilfe mit dem Wechselpatch. So kann die Trage aus diagonalelastischem Stoff sein und der Stoff für die Patches kann bleiben wie er ist. Und durch das Wechseln der Patches lassen sich viele verschiedene Textilkünstlerinnen unterstützen.
Ohne handarbeitliches Geschick entwickelten wir ein Konzept und reichten es bei der AWS- der österreichischen Förderbank ein und bekamen eine Förderung, um den ersten NIRMI Prototypen mit Hilfe einer Schneiderin und einer Designerin zu entwickeln.

Ein früher NIRMI-Prototyp

Ein Social Start-up entsteht…am Land…

Wir hatten einen Onlinekurs zu Sozialunternehmertum gemacht und waren überzeugt: die bessere Hilfe zur Selbsthilfe besteht darin mit unternehmerischen Lösungen, langfristig und ohne alleinig auf Spenden angewiesen sein, zu helfen. Wir beschlossen ein Social Business aufzubauen, um die Weberinnen dabei zu unterstützen, durch Weben ein faires und regelmäßiges Einkommen zu erhalten und sich so finanziell unabhängig zu machen.

 Ein social business verkauft Produkte oder Dienstleistungen, die darauf abzielen, soziale oder gesellschaftliche Problemlagen zu verbessern (anstatt auf Erzielung von Gewinn für Eigentümer*innen oder Mitglieder). (Adaptierte EU Definition)

 

Mit ganz viel Unterstützung von Freund*innen, Designer*innen, Schneider*innen, Trageberater*innen und Trageeltern fingen wir an die NIRMI Babytrage zu entwickeln. 

Wir nutzten diese Chance gleich doppelt und zogen von der Großstadt Wien aufs Land, nach Ebensee am Traunsee.  Hier im Salzkammergut haben wir unsere kleine Homebase errichtet und arbeiten an NIRMI.

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